Wer einmal in ihren Genuss kam, möchte sie nicht mehr missen: eine Fußbodenheizung. Bei Neubauten kommt sie mittlerweile schon beinahe selbstverständlich zum Einsatz. So entscheidet sich fast jeder zweite Bauherr von Ein- und Zweifamilienhäusern für eine Warmwasser-Fußbodenheizung.
Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass auch immer mehr Altbau- und Bestandsbesitzer darüber nachdenken, eine Fußbodenheizung nachzurüsten, um von ihrer angenehmen und gleichmäßigen Wärme zu profitieren. Aber auch das Wegfallen der lästigen – und im Altbau oft noch klobigen – Heizkörper ist für viele ein Grund für eine nachträgliche Installation.
Fußbodenheizungen verteilen die Wärme über den gesamten Boden und heizen den Wohnraum sanft auf. Dabei verbrauchen sie meist weniger Energie als Heizkörper an der Wand. Da freut sich nicht nur der Geldbeutel, sondern auch die Umwelt.
Und mit etwas handwerklichem Geschick lassen sich die Fußbodenheizungen zudem selbst verlegen. Das spart zusätzlich Bares und freut das Heimwerkerherz.
Welche Fußbodenheizung eignet sich zum Nachrüsten?
Wer eine Fußbodenheizung nachrüsten möchte, sieht sich zu Beginn der Planung meist mit der Frage konfrontiert: Welche Fußbodenheizung kommt für uns denn überhaupt infrage? Und was gilt es beim Nachrüsten zu beachten?
Die wassergeführten Fußbodenheizungen lassen sich grundsätzlich in drei Systeme unterteilen:
- Nassestrichsysteme
- Trockenestrichsystem
- Dünnschichtsystem
Dabei stehen fünf Systeme zur Auswahl:
- Tackersystem
- Noppensystem
- Dünnschichtsystem
- Trockenestrichsystem (auch Trockenbausystem genannt) und eine
- Elektrische Fußbodenheizung
Welches System das richtige ist, hängt von den Gegebenheiten vor Ort ab:
- Wie viele Räume sollen mit einer Fußbodenheizung ausgestattet werden?
- Wie viel Aufbauhöhe habe ich zur Verfügung? Das heißt, die verschiedenen Komponenten dürfen zusammen nur so hoch sein, dass sie keine Probleme an Türschwellen oder Treppen verursachen.
- Soll auf den bestehenden Boden verlegt werden?
- Handelt es sich im eine Kernsanierung und der alte Boden fliegt raus?
- Ist die Decke tragfähig genug, einen neuen Nassestrich aufzunehmen?
Fußbodenheizung nachrüsten: Welche Systeme kommen infrage?
Geht es um die Nachrüstung einer Fußbodenheizung spielt die zur Verfügung stehende Aufbauhöhe eine entscheidende Rolle. Denn je nachdem, wie umfangreich sich das Projekt gestaltet und welche Gegebenheiten vor Ort vorhanden sind, hat man zuweilen keinen großen Spielraum bei der Auswahl der geeigneten Fußbodenheizung.
Die Nassestrichsysteme sind grundsätzlich die Systeme, die am höchsten aufbauen, weshalb diese Systeme in erster Linie im Neubau zum Einsatz kommen. Denn hier lässt sich die Aufbauhöhe bereits während der Planungsphase berücksichtigen. Nassestrichsysteme kommen daher nur bedingt für die Nachrüstung in Betracht – zum Beispiel bei einer Kernsanierung.
Hat man also nur wenig Spielraum in der Aufbauhöhe, wie dies meist der Fall ist bei einer Sanierung oder Renovierung, eignen sich vor allem das Dünnschicht- und Trockenestrichsystem für den nachträglichen Einbau.
Zur Temperierung kleiner Räume wie Badezimmer kommen auch elektrische Fußbodenheizungen in Frage.
Schauen wir uns die einzelnen Fußbodenheizungen in Bezug auf den nachträglichen Einbau genauer an:
Fußbodenheizungen zum Nachrüsten im Überblick – Vorteile und Nachteile
Tackersystem – Nassestrichsystem ab ca. 6,6 cm Aufbauhöhe
Möchte man das Tackersystem zum Nachrüsten verwenden, muss zunächst der alte Boden vor der Verlegung entfernt werden. Beim Tackersystem werden die Fußbodenheizungsrohre mit Ankerclips auf der Systemplatte fixiert. Über das Konstrukt wird dann der Estrich gegossen. Das System bietet große Flexibilität bei der Befestigung der Heizrohre, denn die Abstände sind – je nach Wärmebedarf – frei wählbar. Eine Dämmung lässt sich ebenfalls leicht in den Aufbau integrieren. Diese dient der Wärmeisolation sowie der Trittschalldämmung.
Beim Tackersystem ist es ratsam, sich eine weitere Person zur Unterstützung zu holen: Die eine Person führt das Rohr, während die zweite Person das Rohr auf der Platte festtackert.
Vorteile und Nachteile bei der Nachrüstung:+ einfache und schnelle Montage |
Tackersystem nachrüsten:
» Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Verlegung des Tackersystems
» Video-Anleitung zur Verlegung des Tackersystems
Noppensystem – Nassestrichsystem ab ca. 5,1 cm Aufbauhöhe
Beim Noppensystem wird das Heizungsrohr einfach mit dem Fuß zwischen die Noppen gedrückt. Für die Montage werden keine Spezialwerkzeuge benötigt und die Abstände können sauber eingehalten werden. Die Verlegeabstände des Heizungsrohr sind durch die Noppen vorgegeben. Auch dieses System wird in Estrich gegossen.
Vorteile und Nachteile bei der Nachrüstung:+ hohe Stabilität dank hinterschäumter Noppen |
Noppensystem nachrüsten:
» Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Verlegung des Noppensystems
» Video-Anleitung zur Verlegung des Noppensystems
Trockenestrichsystem – Trockenbausystem ab ca. 4,3 cm Aufbauhöhe
Beim Trockenestrichsystem werden zuerst die Systemplatten auf den bestehenden Untergrund verlegt. Darauf kommen die Wärmeleitbleche, in die das Heizungsrohr gedrückt wird. Auf diesen Unterbau werden dann unkompliziert die Trockenestrichplatten eingebracht und verschraubt.
Da nicht auf das Abbinden des Estrichs gewartet werden muss, kann ohne zeitliche Verzögerung direkt der Bodenbelag auf der Fußbodenheizung verlegt werden.
Vorteile und Nachteile bei der Nachrüstung: + kann auf den bestehenden Untergrund verlegt werden |
Trockenestrichsystem nachrüsten:
» Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Verlegung des Noppensystems
» Video-Anleitung zur Verlegung des Trockenestrichsystems
Wenn auch die Aufbauhöhe des Trockenestrichsystems noch zu hoch ist, hat man noch die Möglichkeit, das Dünnschichtsystem einzusetzen:
Dünnschichtsystem – Nivellierestrich ab ca. 2,3 cm Aufbauhöhe
Das Dünnschichtsystem kann direkt auf den bestehenden Estrich oder auch auf einen Fliesenbelag aufgebracht werden. Grundvoraussetzung ist jedoch ein glatter und ebener Boden. Auf diesen werden die selbstklebenden Mini-Noppen-Platten verlegt. Danach wird das Fußbodenheizungsrohr wie bei einem normalen Noppensystem in die Noppen eingedrückt. Hierbei wird ein 12-mm-Heizungsrohr verwendet. Darauf wird ein sogenannter Nivellierestrich eingebracht. Dieser geht eine direkte Verbindung mit dem Untergrund ein und benötigt für die Rohrüberdeckung lediglich 8 mm.
Der Trick besteht dabei in der Durchlässigkeit der Systemplatte: Der wasserdünne Nivellierestrich dringt dabei durch die Poren der Systemplatte und verbindet sich mit dem Untergrund. Dadurch wird eine sehr haltbare Verbindung hergestellt und diese geringe Aufbauhöhe möglich.
Vorteile und Nachteile bei der Nachrüstung: + einfache und schnelle Montage |
Dünnschichtsystem nachrüsten:
» Video-Anleitung zur Verlegung des Dünnschichtsystems
Elektrische Fußbodenheizung – ultraflache Elektro-Heizung
Sollen nur einzelne Räume nachträglich mit einer Fußbodenheizung nachgerüstet werden, wie beispielsweise das Badezimmer, kann auch eine elektrische Fußbodenheizung die richtige Wahl sein. Sie besteht aus einer Heizmatte oder Heizfolie (speziell für Laminat oder Parkett), in die sehr dünne Heizleiter verarbeitet sind. Diese Heizleiter verteilen die durch den durchlaufenden Strom erzeugte Wärme. Die elektrische Fußbodenheizung wird direkt unter den Bodenbelag verlegt.
Aber Achtung: Elektrische Fußbodenheizungen dienen nur der Bodentemperierung und sind daher keine vollwertige Heizung. Dies bedeutet, dass sie zwar den Boden auf eine angenehme Temperatur bringen, jedoch nicht den gesamten Raum heizen können.
Vorteile und Nachteile bei der Nachrüstung: + einfache und schnelle Montage |
Eignen sich nass verlegte Fußbodenheizungen überhaupt zum Nachrüsten?
Bei Tacker-, Noppen- und Dünnschichtsystem handelt es sich um so genannte nass verlegte Systeme, da hier die Fußbodenheizungsrohre auf einer Systemplatte befestigt und anschließend mit Estrich übergossen werden. Somit ist die Fußbodenheizung untrennbar mit dem Boden verbunden.
Jedoch muss herbei bedacht werden, dass die Aufbauhöhe mehrere Zentimeter beträgt und bei Türabschlüssen und Treppenabgängen zu Problemen führen können.
Die Nassestrichsysteme eignen sich daher in erster Linie nur bei einer Kernsanierung, wenn der alte Estrichboden herausgerissen werden soll. Hierbei muss zudem geprüft werden, ob die alten Decken das Gewicht des Estrichs tragen kann.
Eine Ausnahme stellt hier das Dünnschichtsystem dar, das mit einer Aufbauhöhe von nur 2,3 cm punktet. Dadurch eignet sich das System ideal für die Renovierung und Sanierung und ist damit perfekt für die Nachrüstung einer Fußbodenheizung geeignet.
Trockenbausysteme - Ideale Fußbodenheizung im Altbau und bei Renovierung
Hat man nur wenig Aufbauhöhe zur Verfügung, wie dies im Altbau meist der Fall ist, oder steht unter Zeitnot bei der Renovierung eignen sich in erster Linie Trockenbausysteme. Das Trockenestrichsystem – oder auch die „Turbo-Fußbodenheizung“ – zeichnet sich neben der geringen Aufbauhöhe durch das geringe Flächengewicht aus. Zudem punkten es durch eine schnelle Montage und Bearbeitungszeit, da der Estrich nicht erst noch trocknen muss.
Sollen zudem alte Heizkörper bestehen bleiben, kann man über den nachträglichen Einbau einer elektrischen Fußbodenheizung zur Unterstützung nachdenken. Dies lohnt sich jedoch nur bei einzelnen Räumen, die nicht den ganzen Tag genutzt werden, denn im Dauerbetrieb verursachen elektrische Fußbodenheizungen hohe Heizkosten, da sie mit Strom betrieben werden.
Fußbodenheizung im Altbau nachrüsten – Sonderfall Altbau
Je nach Beschaffenheit des Altbaus ist eine Fußbodenheizung nicht immer die beste Lösung. Insbesondere in zugigen Altbauten kann es passieren, dass einige Räume nicht richtig warm werden und Heizkörper die bessere Alternative sind. Auch eine Kombination aus Fußbodenheizung und Heizkörpern ist eine gute Möglichkeit, um dennoch von warmen Füßen zu profitieren.
Da eine Fußbodenheizung jedoch eine geringere Vorlauftemperatur benötigt als die Heizkörper, braucht man bei dieser Konstellation zwei getrennte Heizkreise: einen für die Heizkörper mit höheren Vorlauftemperaturen und einen für die Fußbodenheizung einen mit geringer Vorlauftemperatur. Dies kann man zum einen über einen Rücklauftemperaturbegrenzer bewerkstelligen oder mithilfe einer Pumpengruppe.
Fazit:
Für den Neubau eignen sich alle Fußbodenheizungssysteme. Sinnvoll sind hier in erster Linie die Nassestrichsysteme.
Für die Renovierung (das Nachrüsten in einzelnen Räumen) sind das Dünnschicht- und Trockenestrichsystem sowie die elektrische Fußbodenheizung die idealen Systeme.
Bei der Altbausanierung ist das Trockenestrichsystem die perfekte Lösung.
Tipp:
Wer eine Fußbodenheizung nachrüsten möchte, kann dafür sogar Fördermittel beantragen, wenn gleichzeitig die alte Gas- oder Ölheizung ausgetauscht wird.
Qualität der verschiedenen Systeme
Hallo, kann man neben der Eignung der einzelnen Systeme
in Neu- und Altbau auch etwas zu den Unterschieden in der Qualität der Systeme sagen?
Sind manche Systeme effizienter als andere? Das würde mich noch sehr interessieren.
Vielen Dank für den Artikel!
Fußbodenheizung in Estrich fräsen
Ihr habt in dem Artikel vergessen dass es auch die Möglichkeit gibt Kanäle in den Estrich zu fräsen und darin die Fußbodenheizung zu verlegen. riesen Vorteil ist dass die Höhe erhalten bleibt und die Arbeit recht schnell und simpel gemacht ist.