Draußen ist es kalt. Man versucht, so gut es geht, Heizkosten zu sparen und dreht die Heizung bedachter auf – so manch einer sträubt sich deshalb, für einen ausreichenden Luftaustausch zu sorgen. Muss ich die gerade gut gewärmte Bude jetzt wirklich durchlüften und die kalte Luft in die warme Wohnung bringen, wo es doch gerade so gemütlich und kuschelig ist?
Ein klares Ja! Nur durch regelmäßiges Lüften, kann im Winter Schimmelbildung und Feuchtigkeit vorgebeugt werden und ist zudem elementar für die eigene Gesundheit. Auch wenn es draußen kalt ist, ist es wichtig, regelmäßig frische Luft in die Räume zu lassen.
Was passiert durch falsches Lüften?
- Schlechte Luftqualität: Die Luft im Innenraum kann sich mit Schadstoffen, Allergenen, Feuchtigkeit und Gerüchen anreichern, was die Luftqualität beeinträchtigen und der Gesundheit schaden kann.
- Feuchtigkeit: Ohne ausreichende Lüftung kann sich Feuchtigkeit im Innenraum ansammeln, was zu Schimmelbildung und Feuchtigkeitsschäden führen kann.
- Energieverlust: Es kann zu einem Anstieg der Energiekosten kommen, da die Heizung und die Klimaanlage härter arbeiten müssen, um die Raumtemperatur aufrechtzuerhalten.
- Schäden an der Bausubstanz: Durch die Feuchtigkeit kann es zu Schäden an der Bausubstanz wie Rissen in Wänden und Decken kommen.
- Erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen: Wenn man nicht regelmäßig lüftet, kann das Risiko für Atemwegserkrankungen wie Asthma oder COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) erhöht werden, insbesondere bei Personen mit bestehenden Atemwegserkrankungen oder Allergien.
- Gesundheitliche Einschränkungen: Müdigkeit, Kopfschmerzen und Reizungen der Schleimhäute sind nicht selten Symptome bei schlechter Luft im Raum.
Wie lange sollte man im Winter lüften?
Es ist wichtig, die Fenster mehrfach am Tag kurz aufzureißen – möglichst mindestens 3-mal am Tag. Wie lange gelüftet werden muss, hängt von den Außentemperaturen ab. Ist es ordentlich frostig draußen, ist eine Lüftungsdauer von jeweils 5 Minuten ausreichend. Liegen die Temperaturen bei 0 bis 10 Grad sollten es 10 Minuten sein. Zeigt das Thermometer über 10 Grad an, ist ein Lüftungsvorgang von 15 Minuten ausreichend.
Wichtig auch zu wissen: Je mehr Personen sich im Haushalt befinden, desto öfter muss ordentlich durchgelüftet werden, da in einem Mehrpersonenhaushalt eine höhere Luftfeuchtigkeit herrscht.
Welche Lüftungsmethoden für den Luftaustausch gibt es?
Querlüften:
Beim Querlüften werden die Fenster an gegenüberliegenden Seiten eines Raumes geöffnet, um den Luftaustausch zu ermöglichen. Dadurch entsteht ein Durchzug, der die Luft im Raum schneller und effektiver erneuert. Noch besser: Man lüftet in der gesamten Wohnung bzw. im gesamten Haus quer. Um Energieverluste zu vermeiden, ist es wichtig, dass die Fenster nicht zu lange geöffnet bleiben.
Stoßlüften:
Beim Stoßlüften werden alle Fenster im Raum weit geöffnet. Die Zimmertüren bleiben aber geschlossen. In Räumen, in denen sich viele Menschen aufhalten, gekocht wird oder sich Feuchtigkeit ansammelt, ist diese Art des Lüftens besonders sinnvoll – sprich: in Wohnzimmer, Küche und Bad.
Kipplüftung:
Bei dieser Methode werden die Fenster lediglich gekippt. Sie ist allerdings ineffizient und ineffektiv, da es länger dauert, um einen ausreichenden Luftaustausch zu erreichen und es zu Energieverlusten führen kann. So dauert es im Winter bis zu 75 Minuten, bis die Luft im Raum komplett ausgetauscht ist. Doch währenddessen kühlt auch der Raum ab und man hat unnötig viel Heizenergie verschwendet.
Kontrollierte Wohnraumlüftung:
Das Lüften mit einer Lüftungsanlage ist die perfekte Alternative zur Fensterlüftung.. Sie sorgt für ein gesundes und angenehmes Raumklima, ohne dabei Energie zu verschwenden. Verbrauchte Luft wird automatisch nach draußen abgeführt, frische Luft permanent in die Räume geleitet. Die Fenster können dabei geschlossen bleiben und dennoch sind die Räume jederzeit gut gelüftet. Mehr Komfort geht nicht. Insbesondere Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, die die Wärme der abgeführten Raumluft nutzen, um die frische Zuluft vorzuwärmen, arbeiten effizient und es wird nicht „zum Fenster hinausgeheizt“.
Wie lüfte ich richtig im Winter?
Ein behagliches Zuhause und Energieeinsparungen im Winter müssen kein Widerspruch sein. Wenn das Haus gut isoliert ist und moderne Fenster und Türen hat, kann eine richtige Lüftungsstrategie dazu beitragen, Energiekosten zu senken. Eine wichtige Regel dabei ist es, nicht dauerhaft über gekippte Fenster zu lüften. Denn dadurch kühlen die Wände aus und der Bedarf an Heizenergie steigt unnötig. Es kann auch zu Feuchtigkeit und Schimmelbildung kommen. Eine bessere Alternative ist es, Stoßlüftung und/oder Querlüftung für einige Minuten durchzuführen. Dabei wird die Luft schnell und gründlich ausgetauscht, ohne dass die Wände auskühlen.
Es ist wichtig, daran zu denken, dass auch im Winter beim Lüften die Thermostate heruntergedreht werden sollten, um Energieverschwendung zu vermeiden. Nach dem Lüften sollten auch keine Gardinen oder Vorhänge vor den Heizkörpern hängen, damit die Wärme sich im Raum besser verteilen kann.
Mit diesen einfachen Regeln lässt sich ein gutes Raumklima erreichen und Energie sparen.
Aber es gibt auch Helferlein, die dazu beitragen können, das Raumklima im Blick zu haben:
Feuchtigkeit immer im Blick
Das A und O beim Lüften ist, die durch Atmen, Kochen, Duschen und Waschen ins Haus gelangte Feuchtigkeit zu reduzieren. Wenn man bedenkt, dass man allein durch das Atmen rund einen halben Liter Wasser über den Tag an die Luft abgibt, wird umso deutlicher, wie wichtig regelmäßiges Lüften ist – insbesondere in einem Mehrpersonenhaushalt.
Während eine Lüftungsanlage automatisiert arbeitet, lüften die meisten zuhause eher nach Gefühl. Oft reicht dieses Gefühl aber nicht aus und man sollte zur Messung der Luftfeuchte auf ein Hygrometer zurückgreifen. Das gilt insbesondere für Räume, in denen viel Feuchtigkeit im Alltag entsteht: Bad, Küche, Schlafzimmer sowie Räume, in denen Wäsche getrocknet wird. Mit einem Hygrometer kann sichergestellt werden, dass die Feuchtigkeit in diesen Räumen nicht zu hoch ist. Zeigt der Hygrometer eine Luftfeuchtigkeit von 70 % oder mehr an, sollte eine Stoßlüftung durchgeführt werden, bis etwa 40 % erreicht sind. Auch eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit kann unangenehme Symptome verursachen wie trockene Haut und gereizte Atemwege.
Wärmebrücken ausfindig machen
Wärmebrücken sind Bereiche im Haus, wo die Wärme schneller als üblich entweicht. Die Ursachen sind meist schlecht isolierte Stellen wie Fensterrahmen, Dachübergänge oder an Ecken von Wänden oder eine unzureichende Dämmung. Sie erhöhen nicht nur die Energiekosten, sondern können dazu führen, dass Feuchtigkeit und Schimmelbildung entstehen. Einmal vorhandener Schimmel in diesen Bereichen kann sich oft als hartnäckig erweisen und ist oft schwer zu beseitigen.
Erkennen lassen sich solche Wärmebrücken mithilfe eines Oberflächenthermometers. Liegt die Wandtemperatur unter 15 °C sind diese Bereiche anfälliger für Schimmel und man sollte entsprechende Maßnahmen ergreifen. Um unerwünschte Wärmebrücken zu vermeiden, empfiehlt sich ebenfalls regelmäßiges zu Lüften und Heizen sowie eine gute Dämmung von außen.
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